Charlotte Kaiser hat gerade ihre erste CD „poems for mandolin“ veröffentlicht. In ihrem Programm zeigt sie wie vielseitig und hörenswert Mandoline und Mandola in Barock, Klassik und in der neueren Musik klingen können.
Das Album beginnt mit dem Concertinho Colibri von Hamilton de Holanda in der Fassung für Mandoline und Klavier. Dieses Concertinho wurde von Vincent Beer-Demander im Verlag Les Productions d’Oz veröffentlicht. Charlotte Kaiser hat 2020 ein Jahr mit Vincent Beer-Demander in Belgien studiert. Hamilton de Holando ist einer der führenden Mandolinenspieler in Brasilien. Er hat mit seiner 10-saitigen Bandolin die Mandolinentechnik für Choro und Jazz bereichert und ist mit dem Concertinho Colibri nun auch bei der klassischen Mandoline angekommen.
Ochiana von Heinrich Konietzny, Takashi Ochi gewidmet, ist ein virtuoses, aber auch poetisches Solostück das selten zu hören ist. Charlotte Kaiser spielt es mit Bravour und viel Gefühl. Bei diesem Stück kann man die vielen Klangfarben der Mandoline hören – vom weichen Piano bis zum knalligen Metallico, vom sanften Tremolo bis hin zu mehrstimmigen Spieltechniken und dissonanten Klängen. Von diesem Stück gibt es ein Video das Charlotte Kaiser für die Convention der Classical Mandolin Society 2021 aufgenommen hat.
Beethovens Adagio ma non troppo ist ein kleines Juwel in der klassischen Mandolinenliteratur. Die vier Stücke die Beethoven für die Mandoline komponiert hat werden oft gespielt. Charlotte Kaisers Aufnahme gehört für mich zu den schönsten Interpretationen dieses Adagio ma non troppo.
Vincent Beer-Demander ist selbst einer der aktivsten Komponisten für Mandoline und Mandola in unserer Zeit. Seine vier Pezzi romantici für die Mandola sind eine tolle Bereicherung für das Repertoir der Mandola. Der runde Klang der Seiffert-Mandola sorgt für eine Abwechslung im Programm.
Die Sonatina Tritematica von Luciano Chailly habe ich bisher noch nie gehört. Vermutlich liegt das daran dass ausser den Beethoven-Kompositionen Stücke für Mandoline und Klavier insgesamt recht selten aufgeführt werden. Vielleicht ist diese Aufnahme ein Anlass dass dieses Stück auch öfters aufgeführt wird.
Raffaele Calace ist mit dem XVI. Preludio für Mandola solo und Notturno – Cielo Stellato für Mandoline solo vertreten.
Dazwischen zeigt Charlotte Kaiser mit den Variationen über „La Fürstemberg“ von Anton Riggieri wie virtuos für die Mandoline bereits im 18. Jahrhundert komponiert wurde.
Die Stücke von Yasuo Kuwahara werden oft und gerne gespielt. Charlotte Kaiser hat das Improvised Poem als Abschluss ihrer Debut-CD ausgewählt. Auch von diesem Stück gibt es ein Video.
Die Debut-CD von Charlotte Kaiser gefällt mir ausgezeichnet. Das Programm ist vielseitig und abwechslungsreich, mit bekannten und einigen eher selten zu hörenden Stücken. Stücke für Mandoline und Klavier, für Mandoline solo und für Mandola solo ergänzen sich ausgezeichnet. Ein Aufnahme die nicht nur für Insider hörenswert ist, sondern auch gut geeignet um neue ZuhörerInnen für die Musik von Mandoline und Mandola zu gewinnen.
Die CD ist direkt bei Charlotte Kaiser erhältlich. Informationen finden sie auf der Website.
Charlotte Kaiser legt großen Wert auf die vielseitige Mischung eines Konzertrepertoires. Somit interessiert sie sich neben dem Spielen von barocker und klassischer Originalliteratur (u.A. von Domenico Scarlatti, Gabriele Leone, Nepomuk Hummel und Ludwig van Beethoven) mit und ohne Cembalo- oder Gitarrenbegleitung auch für die zeitgemäße Interpretation von romantischer Mandolinenliteratur. Ein großer Meister dieser Zeit war Raffaele Calace, dessen Preludien bis heute zu den virtuosesten Werken für Mandoline solo zählen und sich durch technischen Anspruch und großen musikalischen Affekt auszeichnen.
Vor allem begeistert Charlotte Kaiser sich für die Interpretation zeitgenössischer Komponisten wie Yasuo Kuwahara oder Heinrich Konietzny. Diese verleihen der Mandoline neue Ausdrucksformen, höchste Virtuosität vereint sich mit ausdrucksstarker Rhythmik und großem dynamischen Spektrum und bietet somit dem Zuhörer völlig neue Einblicke in die Welt der Mandolinenmusik.
Website Charlotte Kaiser